Zero Waste Tipps für Beginner – Reduce, Reuse, Recycle (von den 3 Rs über die 6 Rs bis hin zu den 12 Rs der Zero Waste Bewegung)
Strategie macht den Erfolg.
Zugegeben, wir müssen selbst die Augen verdrehen, wenn wir diesen ersten Satz lesen. Aber so unsexy ökonomisch wie er auch klingt, ist er nun mal wahr. In Sachen Zero Waste (wie auch sonst überall eigentlich) ist trial-and-error auch cool, eine agile Herangehensweise ist zweifellos wichtig. Was wichtiger ist? Durchhalten. Durchhalten und es „einfach“ durchziehen.
Für uns braucht Durchziehen Disziplin. Disziplin braucht Stärke. Und Stärke braucht… nun ja, eine Strategie, einen Plan, festgelegte Schritte und am besten eine To-Do-Liste zum Abhaken. Ja, Hackerl geben uns Stärke, wir mögen Hackerl.
Glücklicherweise gibt es auch in Sachen Zero Waste etwas, das einer To-Do-Liste sehr ähnlich ist. Es nennt sich „Die goldenen R’s“ der Zero-Waste-Bewegung und ist quasi eine Formel mit Erfolgsgarantie. Dabei stellen die R’s wichtige Schritte dar, die wir auf unserem Zero Waste Weg setzen können, um zu einer nachhaltigeren Gesellschaft beizutragen.
Reduce, Reuse, Recycle – Am Anfang waren es 3Rs
Das berühmte „Reduce, Reuse, Recycle“-Motto stellt wichtige Schritte dar, aber bietet auch gleichzeitig eine Bedeutungs-Hierarchie an.
Reduce = Reduzieren
Wie im ersten Zero Waste Artikel beschrieben, bei Zero Waste geht es in erster Linie um Vermeidung, um Verzicht ergo ums Reduzieren. Um dem stets steigenden Ressourcenverbrauch entgegenzuwirken, sollten wir allesamt unseren Konsum reduzieren.
Zero Waste Tipp: Reduziere deinen Konsum, indem du auf Produkte verzichtest, die Restmüll produzieren. Stell dir stets die Frage „Brauche ich das wirklich?“.
Reuse = Wiederverwenden
Der Ressourcenverbrauch kann auch durch Wiederverwendung reduziert werden.
Zero Waste Tipp: Auf Plastik-Einkaufssackerl reagierst du allergisch? Gut so. Dinge, die du einen Monat lang nicht anfasst, werden sofort gespendet? Hut ab!
Recycle
Auch die Top Zero Waster schaffen es nicht immer, nur mit den ersten zwei Schritten auszukommen, aber sie sind stets bemüht diesen Schritt nicht setzen zu müssen. Denn obwohl Recycling schnell mit Nachhaltigkeit assoziiert wird, steht es nicht grundlos am Ende der Rs-Hierarchie. Bei diesem Schritt anzugelangen bedeutet, dass das Produkt keinen Wert mehr besitzt, der Materialwert auch stark gemindert ist und damit das Recycling stattfinden kann, muss zusätzlich Energie aufgewendet werden.
Zero Waste Tipp: Nur was sich nicht reduzieren oder wiederverwenden lässt, soll recycled werden.
Die ursprünglichen 3 Rs sind schon mal ein guter Anfang. Sobald wir sie uns eingeprägt haben, sind wir bereit für den nächsten Schritt.
Refuse, Reduce, Reuse, Repair, Recycle, Rot – die 6 Rs des Zero Waste oder: Übung macht den Meister
Je intensiver wir uns mit der Materie auseinandersetzen, desto mehr Ausprägungen fallen auf.
Refuse = Verweigern
Wie in vielen anderen Lebensbereichen – lernen „nein“ zu sagen kann uns das Leben enorm erleichtern. Ja, leichter gesagt als getan, aber – Übung macht eben den Meister. „Nein“ zu Konsum zu sagen kann eine wunderbare Übung dafür sein, endlich zu lernen „nein“ zu all dem zu sagen, was uns nicht zu 100% entspricht.
Zero Waste Tipp: Konsum immer dort verweigern, wo er nicht zwingend nötig ist. Soll er als nötig erscheinen, gilt es zu hinterfragen, hinterfragen, hinterfragen.
Repair = Reparieren
Jetzt wird’s lustig. Zumindest für alle, die handwerklich begabt sind. Jene von euch, die geschickt in Flicken, Stopfen, Reißverschlüsse einziehen, Kleben usw. sind, werden hier richtig aufblühen. Nicht wirklich handwerklich begabt, aber dafür voller Lernlust? Auch großartig, DYI Videos auf YouTube werden diese Lust stillen. Mehr Lernfrust als Lernlust? Keine Sorge – auch in Wien gibt es die sogenannten Repair Cafes oder Reparaturcafes. Hier sind freiwillige Helden und Heldinnen am Werk, die kostenlos oder gegen eine Spende Gebrochenes wieder zum Leben erwecken.
Zero Waste Tipp: Sich trauen. Das „schaff ich nicht“-Mindset zählt zum mentalen Müll und gilt genauso vermieden zu werden wie Restmüll. Wer weiß, vielleicht steckt doch schon längst ein handwerkliches Talent in uns und wartet nur darauf entdeckt zu werden. Doch nicht? Reparatur Cafes aufsuchen!
Rot = Kompostieren
Dieser Schritt ist weniger lustig, dafür aber gesund. Alles was organisch und natürlich ist, kann kompostiert werden. Ergo, wenn wir unsere Küchenabfälle (wie Obst- und Gemüsereste, Kaffee- & Tee, Eierschalen) kompostieren wollen, müssen wir uns nicht nur um unsere Gesundheit Gedanken machen, sondern auch um jene der Natur. Denn alles was kompostiert wird, kehrt zurück in den Kreislauf der Natur. Kein Kompost in der Nähe? Mit etwas Übung kann man auch einen eigenen Kompost kreieren. Was, wann & wie, lest ihr hier.
Zero Waste Tipp: Kompostieren ist eine Wissenschaft. Auf Bioprodukte setzen ist hingegen einfach. Daher – Bio kaufen, biogene Abfälle kompostieren.
Remember, Respect, Refuse, Reduce, Reuse, Return, Refill, Rot, Restore, Repurpose, Repair, Recycle – die 12 Rs der Zero Waste oder: doppelt hält besser
Jap, that’s a mouthful.
Nichtsdestotrotz hilft diese Formel wirklich Ordnung zu schaffen, indem sie es uns erlaubt uns schrittweise an das Thema Zero Waste heranzutasten. Und schrittweise ist genau was wir wollen.
Wie bereits erwähnt, die Reihenfolge der 12 Rs ist nicht dem Zufall überlassen. Bei näherer Betrachtung (wenn wir eine Sache mehr als Hakerl lieben, dann Formeln näher zu betrachten) stellen wir Folgendes fest:
- Remember, Respect, Refuse, Reduce – die ersten vier beziehen sich auf die Änderung unserer Denkweise.
- Reuse, Return, Refill, Rot – fordern Aufmerksamkeit und Kreativität, aber keine zusätzlichen Materialien.
- Restore, Repurpose, Repair, Recycle – runden das ganze ab
Hier die „restlichen“ sechs Rs:
Remember = Erinnern
Ein sehr philosophischer Schritt – hier geht es um wahrlich bewusstes Handeln. Der Fokus fällt auch hier aufs Hinterfragen, aber auf einer höheren Ebene: warum besitzen wir was wir besitzen? Macht es uns glücklich? Was bringt uns dieser Besitz?
Zero Waste Tipp: Diesmal ein Spruch statt eines Tipps – „Alles was wir besitzen, besitzt uns!“
Obgleich uns die Quelle dieser Genialität abhandengekommen ist – darüber nachzudenken und sich daran zu erinnern, hilft uns enorm.
Respect = Respektieren
Wie schön wohl die Welt wäre, würden wir uns alle mehr gegenseitigen Respekt erweisen? Mehr Respekt für die Zeit, die Energie, die mentalen und physischen Ressourcen, die in ein Projekt, in ein Produkt, in eine Dienstleistung hineinfließen. Wunderschön wäre das, nicht wahr?
Zero Waste Tipp: Den wahren Wert der Dinge suchen und erkennen. Und wenn wir schon dabei sind, auch gleich jenen der Menschen, die hinter diesen Dingen stehen.
Return = Zurückbringen
Klingt wie ein No-Brainer, aber Garantie lesen und in Anspruch nehmen, ist nicht jedermanns / jederfraus Sache. Experience speaking.
Zero Waste Tipp: Dringend notwendige Dinge sind oft mit hohen Kosten verbunden. Für diese Dinge tragen die ProduzentInnen für eine gewisse Zeit die Verantwortung. Während dieses gewissen Zeitraums gilt es Selbstreparaturen, obwohl hier schon erwähnt, zu unterlassen. Denn sollte der Selbstreparatur-Versuch scheitern, haftet die Garantie nicht mehr. Und das ist unangenehm. Again… experience speaking.
Refill = Wiederbefüllen
Wiederbefüllbare Wasserflaschen und Kaffeebecher immer bei der Hand haben, zählt weitgehend als selbstverständlich. Kosmetik, Waschmittel, Nahrung – dank vielen aufstrebenden Unverpackt-Läden sind wir guter Dinge, dass weitere wiederbefüllbare Produkte auch bald zur Selbstverständlichkeit gehören werden.
Zero Waste Tipp: Zero Waste Shops gibt es in Wien vielleicht öfter als wir denken. Suchen, finden, hingehen, Behälter nicht vergessen. Und ein Lächeln. Zero Waste Shops sind good vibes Shops.
Restore = Wiederaufbauen
Was zerstört wird, muss wiederaufgebaut werden. Uns diese Notwendigkeit oft vor Augen zu führen ist aufbauend, denn sie weckt die innere Schöpferin / den inneren Schöpfer auf. Und sie sind diejenigen, die uns stark, mutig und unternehmungslustig machen.
Zero Waste Tipp: Gemeinsam sind wir stärker. Initiativen wie Earth Day helfen uns die Stärke der Masse zu spüren und in Kontakt mit Gleichgesinnten zu kommen. Das Motto des diesjährigen Earth Day? Restore Our Earth.
Repurpose = Umfunktionieren
Was wäre der Schöpfergeist ohne Herausforderung und Kreativität? Dinge, die ihren eigentlichen Zweck erfüllen sind …nun ja… praktisch. Aber… habt ihr schon mal das Licht einer Kerze bewundert, das sanft durch das smaragdgrüne Glas einer selbst umfunktionierten Weinflasche flackert? Einfach magisch!
Zero Waste Tipp: Unser Schöpfergeist braucht nun mal Herausforderungen, um sich ausleben zu können. Stichwort: Upcycling. Oder „aus alt mach neu“ auf gut Deutsch.